Die Sommer in Deutschland werden wärmer und trockener. Das zeigen die Projektionen für die meisten Regionen Deutschlands. Auf der Suche nach Anpassungsmaßnahmen kann die ursprünglich aus dem Südosten der Türkei stammende Kultur ein Baustein in der einzelbetrieblichen Anpassungsstrategie sein. Christian Böres in Boxberg baut seit fünf Jahren Kichererbsen an. An einem Feldtag Ende Juli konnten sich Interessierte über den Anbau von Kichererbsen direkt vor Ort informieren und austauschen.
Der Kichererbsentag wurde vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) und der Bodensee-Stiftung im Rahmen des Projektes GeNIAL (www.bodensee-stiftung.org/genial) organisiert. Der Betrieb Böres nimmt an Praxisversuchen der Eiweißinitiative Baden-Württemberg teil. Ziel der Versuche ist es, die Anbaueignung unterschiedlicher Kichererbsen-Sorten (Cicerone, Nero, Orion, Sultano) in verschiedenen Regionen Baden-Württembergs zu untersuchen.
Schwankende Erträge
Die Erträge variierten in den vergangenen Jahren zwischen fünf und 20 dt/ha. Die Qualität der Ackerfläche wirkt sich positiv auf den Ertrag aus, aber nicht immer können den großen Ertragsschwankungen Ursachen zugeordnet werden. In diesem Jahr erfolgte die Aussaat der Kichererbsen am 24. April. Da die Knöllchenbakterien der Kichererbsen hier in Deutschland im Boden nicht vorkommen, müssen diese bei der Aussaat mitausgebracht werden. Auf dem Betrieb wurde das Impfmittel Legumefix verwendet, das eine größtenteils gute Knöllchenbildung bewirkte. Außer einer einmaligen Herbizidanwendung im Vorauflauf werden jedoch keine Dünge- oder Pflanzenschutzmittelmaßnahmen auf den Kichererbsenfeldern durchgeführt.
In diesem Jahr etwas feucht und kühl
Im Bestand Ende Juli konnte man erkennen, dass die Pflanzen aller angebauten Sorten nur wenige Hülsen trugen. Denn die Anbaubedingungen für die Kichererbsen waren dieses Jahr im Juni und Juli nicht optimal. Fallen in dieser Region im Jahresdurchschnitt etwa 630 mm Niederschlag, so waren die Monate Juni und Juli dort deutlich zu nass und zu kühl. Die durchschnittlichen Tagestemperaturen im Juni lagen oftmals unter 15°C, was zu einer reduzierten Blütenbildung bzw. zu einem reduzierten Hülsenansatz führte. Außerdem wurden durch die nassen Bedingungen Pilzkrankheiten wie die Brennfleckenkrankheit (Ascochyta) begünstigt. Diese Anzeichen von Kranheiten sind auf dem Betrieb Böres bisher im Kichererbsenanbau aber neu.
Standort- und Saatgutwahl
Ein Augenmerk beim Anbau von Kichererbsen muss neben dem geeigneten Standort – keine staunassen Flächen, sonnig, warmes Klima – und einer mindestens fünf- bis sechsjährigen Anbaupause, vor allem auch auf der Keimfähigkeit des Saatgutes liegen. Versuche des LTZ zeigen, dass die Keimfähigkeit des Saatguts stark variiert. Daher sollte vor der Aussaat unbedingt eine Keimprobe durchgeführt werden. Warum die Keimfähigkeit so stark schwankt, ist noch nicht restlos klar. Beeinflusst werden kann dies durch die mechanische Beanspruchung der Körner bei der Ernte und die weitere Verarbeitung (Trocknung/Reinigung).
Vermarktung
Die Kichererbsen des Betriebs Böres werden etwa zu 40% über die derzeit im Aufbau befindliche Direktvermarktung (Hofladen und Online-Versand) und zu etwa 60% an einen regionalen Falafelhersteller vermarktet. Für die Vermarktung bzw. Verarbeitung werden derzeit in Deutschland die hellschaligen Sorten des Typs Kabuli aufgrund der Optik und den Vorlieben der Verbraucher bevorzugt. Kichererbsen werden bereits heute zu vielseitigen Produkten zur menschlichen Ernährung verarbeitet: Falafel(mischungen), Hummus/Brotaufstriche, Mehl, Tofu, Teigwaren, Chips, Waffeln und Kichererbsendrinks. Vor dem Anbau ist es auf jeden Fall empfehlenswert, die Vermarktungsmöglichkeiten abzuklären, da noch keine großen Vermarktungsstrukturen für die Kichererbsen bestehen.
FAZIT
Der Kichererbsenanbau kann für manche Betriebe eine sinnvolle Alternative sein, stellt jedoch eine große Herausforderung vor allem bezüglich der noch stark schwankenden Erträge dar. Hinsichtlich der Herausforderungen des Klimawandels besticht jedoch die Kichererbse als Leguminose durch ihren geringeren Wasserbedarf, dem guten Vorfruchtwert für die Folgekultur durch die positiven Wirkungen auf die Bodenstruktur (Humusmehrer, tiefe Durchwurzelung, Wurzelausscheidungen), die mögliche Erweiterung der Fruchtfolge und der damit einhergehenden Streuung des Anbau- und Ertragsrisikos und kann somit ein wichtiger Baustein zur Anpassung des Betriebes an den Klimawandel sein.
Autorin: Sabine Sommer